> Inhalt BLAME! <
wurde 1971 auf Honshu in der Präfektur Fukushima geboren. Nihei san, der nach der Schule Architektur studierte, wanderte danach unter die Fittiche des Man ga Zeichners Tsutomu Takahashi. Dessen düstere Geschichte um Cop Kyoya in Jiraishin
oder das nicht weniger außergewöhnliche Alive (1999) sind nur zwei Beispiele aus seinem Schaffenspool. Diese Zeit muss Nihei beeinflusst haben, spiegeln sich doch Grundtöne (düsteres lakonisches Ambiente, Außenseiter Charaktere) auch in seinen Geschichten wieder.
Sein eigenes Debüt feiert Tsutomu Nihei 1995 mit BLAME!, im Japanischen Magazin Afternoon. Dies geschah im Rahmen eines Manga Talent Wettbewerbs selbigen Magazins. Eine monatliche Anthology für vornehmlich ältere männliche Man ga Leser unter dem Verlag Kodansha Ltd. Diesen 15 seitigen BLAME! Prototypen, findet man auch im Manga NOISE, dem Prequel zu BLAME!.
Ein weiteres markantes Detail Nihei san´s ist die Vermischung. Während seine Charaktere meist Skizzenhafte Erscheinungen haben (sowohl in Zeichnungen als auch auf persönlicher Ebene), wirft er gerade beim Thema Design / Architektonik der Umgebung, eine Detailversessenheit an den Tag, dass man mit den Ohren schlackert.
Beklemmend trostlose Gänge. Stockwerk um Stockwerk.
Manchmal das aufflackern von höherer Technologie. Immer wieder kräftezehrende Angriffe der schier übermächtigen Bedrohung genannt Schutzwehr.
Dies und die schon fatalistische Suche nach Wissen und Heilung, sind die Grund Zutaten für dieses dystopische Cyberpunk Manga.
BLAME! ist BANG* for your Mind! Damit sollte man sich von der Sekunde an abfinden, wo man das Manga von Tsutomu Nihei aufschlägt.
Ohne zu erklären warum oder wieso, wirft der Autor den Protagonist in das BLAME! Universum.
Man sieht diese Doppelseite und denkt sich … oha! Das wird was spezielles.
Der Protagonist ist ein Suchender… das erkennt man sofort. Im Gepäck … ein kleiner Junge. Um sie herum … ein Hightech Habitat! Ist dies überhaupt die Erde? Plötzlich in der Ferne ein Schemen … ein Mensch? Vorsicht scheint angebracht. Der junge Mann rät dem Jungen sich in einem Schacht zu verstecken. Als der Protagonist auf die seltsame Gestalt trifft, scheinen beide schon länger kein anderes Lebewesen gesehen zu haben. Krank sieht jene Gestalt aus … was ist hier nur los?
Sie trauen sich nicht. Zudem hätte die Gestalt schwören können, den jungen Mann nicht alleine gesehen zu haben. Die Anspannung zwischen den beiden steigt. Eine unbedachte Aktion der Gestalt. Der Protagonist zückt eine Handliche Waffe und drückt ohne Reue, mit einem wissenden Lächeln ab! Power steckt hinter jener Waffe. Es zerfetzt die Gestalt. Der Schuss schlägt tösend in die ferne Labyrinth Wand ein.
Und dann so etwas wie erste Fixpunkte !
„Der wollte sicher auch meine Gene haben, nicht wahr Killy?“
Als plötzlich Sie >> auftauchen, weiss ich. Das wird richtig ungewöhnlich.
Und das sollte es auch werden. Der BLAME! Kosmos ist meiner Meinung nach, eine der sonderbarst kreativen und zugleich kontroversesten Manga Serien in meiner Sammlung.
Man kann BLAME! entweder hassen oder lieben. Dazwischen ist keinerlei Spielraum.
Wenn man über eine Affinität zu Japanischer SF Philosophie verfügt, kann man hier am ehesten Zugang finden. Und selbst dann, bleibt das Werk ansich schwer. Schwer zu Erklären. Schwer im Zugang zu Geschichte und Charakteren.
BLAME! ist ganz einfach ein Manga was heftig aus der Rolle tanzt.
Wo die meisten Publikationen auf eine handfeste, überschaubare Story setzen und jene über vollgequetschte Panels vermitteln, geht dieser Manga einen anderen Weg. Nihei absorbiert / transportiert die Geschichte über seine Designs. Setzt beinahe wohl oder übel ein Hauptcharakter in dieses Manga.
Fast schon zaghaft verwendet er Text, lässt sich lieber an den frenetisch gestalteten Cyberpunk Bilderbauten aus. Nihei zelebriert Stockwerk für Stockwerk sein Manga. In die Ferne gerichtete riesige Passagen, Klaustrophobische Kabelschächte, synthetische Wohnbereiche, chaotische Sinn entfremdete Betonanlagen. Alles scheint wie ein gigantisches autark existierendes High Tech Gewölbe zu sein. Das Manga Backcover bringt das Schema des Titels – Adventure-seeker Killy in the Cyber Dungeon quest! – auf den Punkt.
Die „Struktur“ bei und in BLAME! entwickelt sich sehr sehr langsam.
Forscher Killy ist unterwegs um Netzwerkgene aufzuspüren. Technologische Überreste, die noch nicht – wie scheinbar die ganze Welt – von einen unbekannten Virus verseucht sind. Jene Gene sind dazu befähigt, sich mit der sogenannten Netzwerksphäre zu verbinden. Da durch jenen Virus alles dezimiert wurde, sind auch Menschen mit Netzwerkgenen eine Seltenheit gewurden.
In diese dystopische Welt setzt Nihei den schwer zugänglichen Anti Held Killy. Er redet nicht viel. Lässt lieber seine Molekülschock Waffe sprechen. Interessant ist die Tatsache, dass wenn man die 10 Bände umfassende Reihe komplett betrachtet, Killy bis zum Schluß der Geschichte immer mehr entmenschlicht. Und dies obwohl allgemein mit wenig Emotionen in der Serie gearbeitet wird. Alles bleibt trotz Kanonenfutter Mensch künstlich kalt.
Interessant wird das ganze mit den Gegenspielern von Killy. Die Schutzwehr sind individuelle Siliziumbasierende Wesen mit Künstlicher Intelligenz und waren ursprünglich zum Schutz der Netzwerksphäre vorgesehen. Aufgabe jener Mensch Mechanischen Wesen ist die Vernichtung von Menschen ohne Netzwerkgene. Der Ursprung dessen sind die sogenannten Siliziumleben. Eine Gruppe von Menschen die an gestohlene Schutzwehr Technologie gelangt sind, um so erste Körper basierend auf Silizium herzustellen. Wie die restlichen Menschen leben auch die Siliziumleben in eigenen Gruppen innerhalb der Megastruktur, dem Handlungsort der Geschichte.
Hoffnung scheint aufzukeimen als Killy in der Stadt Kaito, die Chefwissenschaftlerin Cibo des omnipräsenten Seidensha Konzerns trifft. Beide werden für geraume Zeit so etwas wie Verbündete.
Tsutomu Nihei´s 1997 gestartetes BLAME! Manga ist schwerer Stoff. Selbst zum Ende hin bleibt vieles ungeklärt und will scheinbar nicht schlüssig werden. Nihei san überlässt den Leser selbst Theorien und plausible Lösungen. Die große Stärke hier, der Manga lässt Raum zur eigenen Interpretation. Und diese sind so chaotisch groß wie die Megastruktur selbst.
BLAME! spart mit Worten! Dennoch verzichtet Nihei nicht, sein Universum mit Charakteren und Input zu füllen. Das Wort Struktur / Schicht sollte bei diesem Werk immer im Hinterkopf bleiben. Und natürlich die von Japanern so gern erzählte Mensch vs Maschine Thematik. Killy als letzte Hoffnung der Menschheit, gegen das mutierte Cyberspace. Charaktere wie die Künstlichen Intelligenzen Sanakan und Mensarb bringen den nötigen Gegenpol zu Killy und seinem Vorhaben mit.
BLAME! ist ungemütlich schwerer 10 Bändiger SF / Cyberpunk Mangastoff.
BLAME! by tsutomu nihei
Deutsch bei EGMONT MANGA & ANIME Adult
10 Bände
von Januar 2001 – November 2004