Jaja…
Man muss es als Zocker alter Schule immer wieder aufgreifen und mit Fakten untermauern. Früher war im Videospiel Business noch die Hölle los.
Wer das nicht glaubt war entweder nicht dabei, hat diese fruchtbare Zeit schlicht verpennt, oder hat allgemein kein gesteigertes Interesse am virtuellen Zeitvertreib.
Nicht nur das Entwickler CAPCOM noch Ideen versprühte. Nein es gab auch noch zwei Tokyo Game Show´s pro Jahr. Beamen wir uns also ins Jahr 2001 zurück…
Jene TGS im März selbigen Jahres schmückte sich mit dem Slogan „Videogames open the Way to the 21st Century Entertainment“. Während die Oktober Veranstaltung mit einem „Let´s play together“ Motto auffuhr.
Und genau zwischen beiden Messen, im Juni 2001, ließ der Entwickler in der Zepp Tokyo Hall, die Katze aus dem Sack. Erstes Material zu einem Nachfolger des Onimusha Franchises wurde gezeigt.
Fortsetzungen sind besonderst in der CAPCOM Firmen Philosophie fest verankert.
Ob dies gut oder schlecht ist überlasse ich anderen.
Dennoch oder gerade darum…
Dies ist CAPCOM! Dies ist eine Fortsetzung!
Hier ist das Review…
Scheinbar hat sich der Entwickler früher noch Kritik zu Herzen genommen. Denn sobald die DVD von Onimusha 2 im Laufwerk schnurrt, haben wir als erstes Einstellungsmöglichkeiten nach Lust und Laune.
Da kann einer von fünf verschiedenen Bildschirmtexten (Englisch / Französisch / Deutsch/ Italienisch / Spanisch) aktiviert werden.
Auch der im Vorgänger Warlords schmerzlich vermisste 60Hz Modus ist mit dem Nachfolger erstmals verfügbar. Vollbild und faktisch kein Geschwindigkeitsverlust während der Spielperformance tun dem Action Adventure zusätzlich gut. Nur an besonderst rabiaten Stellen, geht die PlayStation 2 kurzzeitig in die Knie.
Ein kleines Manko wiederum ist in meinen Augen, dass bereits zu Spielbeginn verfügbare Extra Galerie unter Punkt Sonderfunktionen.
Hier kann man sich unzählige Konzeptzeichnungen vom berühmten Charakter Designer Keita Amemiya und Capcom selbst zu Gemüte führen. Dies hätte man durchaus als Freischaltbares Extra handhaben können, da es auf irgendeine seltsame Art und Weise spoilert.
Interessanterweise störte mich dieser Fakt erst jetzt, so viele Jahre nach dem erneuten spielen etwas.
Startet man nun endlich ein Neues Spiel, bekommen alle Neulinge im Onimusha Universum einen kurzen Rückblick auf die Ereignisse im Vorgänger. Und schon hier grinst der Freund und Kenner Japanischer Stil Ikonie dezent auf.
Die Einführungs und gleichzeitig Rückblenden Geschichte wird als angepasstes Makimono Bild aufgerollt. Ästhetik trumpft auf. Man ist gespannt… denn der Englische Synchronsprecher liefert eine gute und glaubhafte Leistung ab.
Was danach folgt ist eine weitere digitale Meisterleistung made by ROBOT.
„Böses“ verbindet sich mit „Bösen“ (Schlange / Nobunaga) und macht sich bereit für einen Feldzug.
Der brennende Pfeil schlägt ins Grasdach des friedlich daliegenden Dorfes ein – Musik startet – Punktgenau – Peng – Grandios! Der Spieler erlebt die Ankunft vom Dämonisierten Kriegsfürst Nobunaga Oda nebst Gefolge im Yagyu Dorf.
Ein unausgesprochener Charme + digitale Verneigung vor alten Akira Kurosawa Filmen schwebt über dem ganzen CG Spektakel.
Und dies in einem Intro, welches sich auch heutzutage definitiv nicht zu verstecken braucht. Das ist eine Leistung, welche nicht jedes Entwicklerstudio schafft. Der Opener von Onimusha 2 ist in Würde gealtert. Immer noch schmackhaft für Aug und Ohr wie seinerseits zum Release.
Der zweite Teil des knapp 4 ½ Minütigen Intros, ist den Protagonisten des Titels gewidmet. Auch hier haben wir eine nahezu perfekte Symbiose aus Stil – Schnitt und Musik.
Ein wundervoller Einleiter für das folgende Spiel…
1571, Yagyu Village
Ist Jubei Yagyu, der brandneue Protagonist des Titels in seinem Heimatdorf angelangt, macht sich neben einer aufgemöbelten Altjapanischen Renderkulisse eines sofort bemerkbar…
Onimusha 2 startet gegenüber seinem Vorgänger definitiv düsterer und Unheilvoller. Prasselnder Regen – kombiniert mit einer leicht verwaschen wirkenden Umgebung – untermalt eindrucksvoll die grausame Szenerie im Yagyu Dorf.
Was eben noch im Intro mit einem Staunen betrachtet wurde, schlägt nun unbarmherzig in die virtuelle Realität um. Man spürt irgendwie die ohnmächtige Wut von Jubei, als er nach Anhaltspunkten für dieses sinnlose Massaker sucht.
Diese lassen nicht lange auf sich warten und machen sich in Form einer überirdischen Stimme und ersten marodierenden Gegenspielern bemerkbar.
Wer bereits in den Genuss des Vorgängers kam, wird sich auch beim Nachfolger schnell zurecht finden.
Das Spielerische Grundprinzip als auch die Spielengine bleiben bei Samurai´s Destiny gleich. Entwickler CAPCOM hat bei diesen beiden Punkten nur überarbeitet und verfeinert. Im Gegenzug jedoch eine Menge neue Features und Möglichkeiten hinzugefügt.
Onimusha 2 ist somit in vielerlei Hinsicht ein größeres Action Adventure Gesamtpaket als dies noch bei Warlords der Fall war.
Doch alles der Reihe nach…
Grafisch setzt man erneut auf die bekannten und beliebten CG Renderhintergründe. Jene boten schon beim Vorgänger wundervolle Möglichkeiten, Kamera und Effekttechnisch die diversen Szenerien nahezu perfekt auszuleuchten und darzustellen.
CAPCOM erhöhte hier die Detailfreude um einen weiteren Level und packt zusätzlich solche Eye Candys wie die famosen FMV Fluss Loops hinzu.
Die Waffenduelle haben die Designer gleich durch mehrere Punkte aufgewertet. Alle Protagonisten (dazu später mehr) verfügen über einen kombinierbaren Gegenangriff namens Issen.
Jener ermöglicht es Euch bei korrekten und genau abgepassten Angriff Euren Gegner mit einer blitzschnellen Konterattacke außer Gefecht zu setzen.
Dies klappt nach einiger Zeit immer besser wenn man das Angriffsverhalten von Nobunaga´s Dämonenschar einstudiert habt. Auch können wir in Onimusha 2 unsere gefundenen Waffen (Schwerter, Hämmer, Gewehre, Lanzen etc.) durch die sogenannte OHGI Attacke aufladen. Zusätzliche Angriffsstärke für die jeweilige Waffe ist der Lohn.
Allgemein wurde das Waffen und Rüstungsarsenal bei Onimusha 2 aufgestockt. Neben den magischen Elementwaffen (Blitz / Eis / Wind / Erde) welche sich in die Kategorien Schwerter, Speer und Hammer aufteilen, bekommen wir auch wieder Bögen und sogar Gewehre spendiert.
Auch die Ausrüstung von Jubei Yagyu wurde auf 3 Rüstungsteile erhöht. Nun kann man neben der eigentlichen Rüstung auch noch Arm und Beinschienen aufwerten. Dies bringt zusätzliche Angriffsstärke für den Protagonisten.
Zusätzlich sind auch einige Ketten über das Spiel verteilt, welche Euch diverse Statusboni einbringen.
Der Titel nähert sich dadurch unaufdringlich RPG Elementen an.
Auch der legendäre Onimusha Modus wurde verfeinert. Bei Samurai´s Destiny geben die Gegner in unregelmäßigen Abständen eine dicke lila farbene Seele ab, welche Ihr wie die üblichen Seelen (Energie, Magie, Punkte) einsaugen müsst.
Habt Ihr fünf davon kollektiviert, verwandelt sich Jubei automatisch in den legendären mystischen Überkrieger. Jene Anzeige findet Ihr wie auch alle anderen praktischerweise am oberen linken Bildschirmrand.
Schon bei diesen letzten Punkt blitzt leichte taktische Raffinesse durch…
Sollten wir mit den lila Seelen bis zum Boss Duell warten oder doch lieber an der regulären Feindesschar verprassen? Dieser Gedankengang ist beim 1. Spieldurchgang eher passiv zu betrachten, da man eh noch nicht wirklich weiss wenn eines jener Duelle ansteht.
Das Feature selbst ist jedenfalls eine passende Erweiterung zum ohnehin kultigen Seelenpunkt System der Onimusha Serie.
Folgen wir schließlich der zu Beginn vernommenen Stimme, findet sich unser sympathischer und passender Protagonist kurze Zeit später in einer friedvoll meditativen Schreingegend wieder.
Hier erhalten wir neben ersten Storyinformationen von einer mysteriösen Dämonenfrau namens Takajo, auch die Möglichkeit eines der neuen Features mit leichten Staunen in unser Inventar wandern zu lassen.
Ein kleiner grüner Frosch welcher im saftigen Gras des Bambuswaldes umher springt, markiert eines der fundamendalen Neuerungen von Samurai´s Destiny. Das Geschenk Feature bringt einen nicht unerheblichen Prozentsatz an reinem Adventure Feeling und noch stärkeren RPG Anteil ins eigentliche Spiel.
Fast schon automatisch löst sich somit Onimusha 2 vom linearen Spielprinzip des Vorgängers ab. Dem Spieler wird viel mehr Freiheit und Experimentierfreude mit auf den Weg gegeben.
5 Freunde sollt Ihr sein
Haben wir den zündenden Beginn bestritten, switcht das Spiel zu einem weiteren Interface Highlight, welches quasi die Seele von Onimusha 2 darstellt. Unser Oni Clan Nachfahre erreicht eine Altjapanische Minenstadt in welcher Handel und Informationsaustausch betrieben wird.
Hier können wir Gegenstände kaufen, Mini Quests erledigen, Informationen einfahren und natürlich die Bekanntschaft mit unseren vier Mitstreitern aus dem Intro machen. Magoichi, Ekei, Kotaro und Oyu sind der eigentliche Katalysator für das komplexe Tauschhandel Feature und dem daraus resultierenden Multi Szenario System bei Onimusha 2.
Über 120 Geschenkitems warten darauf von Jubei an unsere Mitstreiter überreicht zu werden. Dabei muss natürlich penibel auf den persönlichen Geschmack und die Vorlieben der jeweiligen Charaktere geachtet werden.
Reicht ihr nämlich Geschenke die nicht gewünscht oder bevorzugt werden, sinkt das unsichtbar im Hintergrund laufende Freundschaftsbarometer. Dies schlägt sich dann im fehlenden Support bei anstehenden Gefechten oder eigenen speziellen Abschnitten wieder.
Wird ein bestimmter Prozentsatz nicht erreicht (jenes wird durch spezielle Gestiken des jeweiligen Charas beim Tauschhandel getriggert) erhält man auch nicht die Möglichkeit diese Charakter Side Quests zu bestreiten.
Onimusha 2 Samurai´s Destiny muss mehrmals komplettiert werden. Erst dann habt Ihr alle Pfade, Storysequenzen und Szenerien erblickt. Der Titel bietet dem Genre Freund ein unglaublich tiefes und ertragreiches Wiederspielkonzept mit den üblichen Bonus Schmankerls made by CAPCOM.
Weiterhin bietet der Titel eine komplexere Hintergrundgeschichte nebst bekannten und auch neuen liebenswerten Plot Schurken. Wie üblich stammt jene aus der Feder von Flagship Schreiberlingen.
Für die Genma Gegner hat der Entwickler auf eine Mischung aus alten (mit angepasster K.I.) und neuen Kreaturen gesetzt. Designed wurden die fein detailierten Unholde von niemand geringeren als Japan Creature Koriphäe Keita Amemiya.
Meistro Guildenstern´s Zedan, Gerohone oder die bulligen Wächter Genma sind nur einige der wundervollen Erweiterungen in Nobunaga´s Dämonenarmee.
Interessant entwickelt sich auch die Geschichte von Onimusha 2. Beginnt es Anfangs typisch Onimusha mäßig zieht nach und nach mehr High Technologie in die Altjapanische Welt des beginnenden 16. Jahrhunderts ein.
Da haben wir Mechanische Pferde, primitive aber rabiate Roboter aber auch ein prunkvolles Luftschiff. Wie auch schon der Vorgänger versteht es CAPCOM historische Fakten mit herrlich abgefahrener Fiktion zu mischen. Dies aber mit dem unumstößlichen Vorteil, dass es im Nachfolger runder und „glaubhafter“ präsentiert wird.
Onimusha 2 Samurai´s Destiny, wird für mich neben dem Einstandswerk Warlords, immer jener Titel der ganzen Serie bleiben, welcher den Mut und die Überzeugung besaß, Verbesserungen logisch und erfolgreich in eine Serie zu implementieren.
Er splittet sich durch diese ganzen Features wohlig ab ohne dabei seine Wurzeln zu verlieren.
Dafür gebührt dem Entwicklerteam Anerkennung und Lob zugleich.
Ein unumstößliches Action Adventure Juwel welches in keiner gut sortierten PlayStation 2 Sammlung fehlen sollte.
Onimusha 2 Samurai´s Destiny ist Größer – Schöner – Düsterer – Besser! Mehr kann man von einem Nachfolger nicht verlangen.