Im Zuge der Tokyo Game Show 2008 veröffentlichte Entwickler CAPCOM nicht nur frisches Material zu Resident Evil 5, sondern zeigte als Weltpremiere ein weiteres Projekt welches dem berühmten Virus Universum entsprang.
In Zusammenarbeit mit Sony Pictures Entertainment Japan, wurde ein bis dato unbekannter Film namens Bio Hazard Degeneration dem Besucherpublikum enthüllt.
Das besondere an diesem Streifen war der Fakt, dass man für diese alternative Filmvision völlig auf das CG [ComputerGraphics] Format zurückgriff.
Konnte dieser von den Machern als ambitioniertes Projekt bezeichneter Film bei den langjährigen Fans der Serie punkten?
Harvardville, 2005
Resident Evil Degeneration startet mit einem hektisch zappenden Nachrichten Flashback.
Jener bietet dabei ein unterschwelliges Bindeglied zu vergangenen und aktuellen Ereignissen in diesem Universum, welcher sich an der Videospielreihe bedienen möchte.
Dies war den Machern äußerst wichtig. Mit dem CG Werk Degeneration eine „tatsächliche Verbindung“ [wenn auch nur auf der Spin Off Ebene] zur Resident Evil Spielserie herzustellen.
So erfährt der Zuschauer noch einmal kurz vom Ende der Stadt Raccoon City [chronologisch Oktober 1998, Resident Evil 3], bevor der News Flash zu aktuellen Ereignissen im Jahr 2005 in der amerikanischen Stadt Harvardville springt. Der Streifen setzt also einige Monate nach den Vorkommnissen in Resident Evil 4 [Herbst 2004] ein.
In Degeneration spitzt sich derweil die derzeitige Lage auf mehreren Seiten bedrohlich zu.
Das in Harvardville ansässige Pharmaunternehmen WilPharma Corporation [die strukturelle Ähnlichkeit zur zerstörten Umbrella Corp. ist unübersehbar], hat einen Durchbruch in der Bekämpfung des T-Virus erreicht.
Mit der Erschaffung eines nicht näher benannten Impfstoffes, ist es WilPharma scheinbar möglich, Ausbruch und Verbreitung des T-Virus einzudämmen.
Eigentlich wunderbare Aussichten im Kampf gegen das virale Erbe von James Marcus [einer der Wissenschaftler und Entdecker des Ur Virus, siehe Resident Evil Zero].
Alles gut und schön. Wären da nicht auf der anderen Seite die besorgten Bewohner und Demonstranten aus Harvardville, welche WilPharma beschuldigen keine Heilung zu bringen, sondern insgeheim Menschenexperimente im fernen Indien zu tätigen.
Diese Anschuldigungen gehen auf publik gemachte Beweisfotos zurück, welche der Menschenrechtsorganisation Terra Save in die Hände gefallen sind.
Und genau in jenes berechtigt aufgebrachte Szenario steuert Claire Redfield [Resident Evil 2, Resident Evil Code Veronica X], als sie am Flughafen von Harvardville eintrifft.
Claire, mittlerweile selbst ein aktives Mitglied der Organisation Terra Save, will sich hier mit ihrer indischen Kollegin treffen. Die ältere Dame kommt nicht allein. Ist in Begleitung eines Mädchens.
Während sich Rani über Müdigkeit beschwert und ihre Tante ein Fahrzeug organisieren will, stellt sich Claire dem Mädchen vor. Die beiden sind sich gleich irgendwie sympathisch und überbrücken das Warten mit weiteren Nachrichten, als Claire kurz darauf mit einen unbekannten Mann [vorerst] ins Gespräch gerät.
Unterdessen spitzen sich an Bord einer im Landeanflug befindlichen Passagiermaschine die Ereignisse dramatisch zu. Ein scheinbar vor kurzen infizierter Mann, will mit einem gewissen Frederic Downing [wer dies ist erfährt man später] sprechen. Es eilt.
Claire Redfield und Rani Chawla.
Von diesen unheilvollen Vorgängen hoch oben in der Luft, ahnen die Menschen am Harvardville Airport noch nichts. Unten auf der Erde gibt es ganz andere Probleme.
Draußen die Menge an Protestierenden, drinnen im Terminal die leicht gestressten Menschen.
Und noch jemand ist genervt… Senator Ron Davis, welcher in einem abgeschotteten Raum der Flughafenpolizei dringend nahelegt, den Protestmob gegen WilPharma augenblicklich verschwinden zu lassen.
Man versichert ihm, dass die Menge bislang nichts illegales verbrochen habe und man das Gebäude „leicht getarnt“ verlassen könne. Einer wie er soll sich rausschleichen wie ein Hund? Skandal!
Davis lässt sich schlussendlich überreden. Das Basecape tief ins Gesicht gedrückt, versucht der Senator in Begleitung seiner Security durch das Terminal zu kommen.
Ein glaubhaftes Arschloch wie es im Buche steht… Senator Ron Davis.
Als Rani den laut eigener Aussage… Bad Guy entdeckt, spitzt sich die Lage im Flughafen augenblicklich zu. Wäre dies für leichte Chaos Kreation nicht schon übel genug, stürzt kurze Zeit später auch eben erwähntes Flugzeug in die Vorhalle des Terminals.
Eine fassungslose Claire nebst Rani muss erleben, wie Horden von Untoten aus dem gecrashten Flugzeug torkeln…
Kurze Zeit darauf wird der Flughafen weiträumig abgeriegelt und mit Hilfe der Marines und Mitgliedern des örtlichen S.R.T. [Special Responce Team] ein Krisenstab aufgebaut.
In dieses unwirkliche Szenario versetzt, trifft schließlich Leon S. Kennedy [Resident Evil 2, Resident Evil 4] als Verstärkung für Marines und S.R.T. ein. Das S.R.T. Team verschafft sich unter Zuhilfenahme von eingegangenen Notrufen und Gebäudekarten einen Überblick.
Leon fasst daraufhin einen äußerst riskanten Plan. Er will nur mit Hilfe von Angela und Greg in das Terminal eindringen um die Gefahr von weiteren Verlusten so gering wie möglich zu halten.
Die S.R.T. Einheit bekommt einen berühmten Veteranen an ihre Seite. Leon S. Kennedy.
Die anfängliche Ablehnung der beiden S.R.T. Mitglieder gegenüber dem hinzugezogenen Spezial Agenten, kann Leon mit praktischen Survival Tipps [shoot them in the Head] für den bevorstehenden Auftrag dezent lockern.
Dennoch bleibt die Anspannung zwischen der Gruppe während sie in das Flughafen Terminal eindringen bestehen. Greg, welcher die Situation in der sich die kleine Gruppe derzeit befindet unterschätzt, muss von Leon vor einer plötzlichen Zombieattacke gerettet werden.
Das Auftauchen des Rettungsteams blieb derweil der kleinen Gruppe an Überlebenden [Claire, Rani, Senator etc.] nicht verborgen. Zusätzliche Hilfeschreie aus einem naheliegenden Raum, veranlassen schließlich Claire selbst aktiv zu werden. Sie kann nicht auf das Rettungsteam warten.
Während dem Alleingang trifft Claire schließlich auf das S.R.T. Team inklusive Leon. Das überraschende Wiedersehen ist jedoch von kurzer Dauer, da die nun größere Gruppe einen waghalsigen Fluchtplan starten tut.
Dennoch…
die scheinbar erfolgreiche Flucht am Anfang, entpuppt sich schlussendlich als größere Verschwörung von Einrichtungen und Personen als man glauben mag.
Resident Evil Degeneration – Persönliche Meinung
Makoto Kamiya [welcher ursprünglich aus dem SFX Bereich stammt], liefert mit seiner ersten eigenen Regiearbeit Degeneration ein durchaus glaubhaftes Resident Evil Szenario ab.
Man spürt das Versprechen, welches der Staff den Fans gegeben hatte. Ein Resident Evil Streifen, der den großen Geist der Videospielserie atmet.
Nicht falsch verstehen… Degeneration hat einige Probleme um als perfekt erachtet zu werden. Jedoch gelingt es dem Regisseur ein außerordentlich ansehnliches Gesamtpaket zu erstellen.
Dies beginnt mit der cleveren Entscheidung bei Degeneration auf kompletten CG Einsatz zu setzen. Somit bleibt einerseits das Abstrakte zum großen Videospielbruder erhalten und zum anderen die Möglichkeit, dass ganze dennoch „realistisch“ aufzuziehen. Das einzig weitere was hier glaubhaft funktioniert hätte, wäre wohl ein Resident Evil Animations Streifen [Anime] gewesen.
Fan Boni wenn man schon die Fans ansprechen will, sind für solche Art Streifen immer eine wichtige Essenz und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass mit Claire Redfield und Leon S. Kennedy zwei Survival Horror Urgesteine zurückkehren.
Um den von Haus aus misstrauischen Fan versöhnlich zu stimmen, packen die Macher neben dem eigentlichen Degeneration Plot viele kleine Hommagen an die Videospiele hinzu.
Da bewaffnet sich Claire schon mal mit einem Umbrella Logo Regenschirm [inkl. süffisanten Spruch] nur um beim anschließenden ersten Aufeinandertreffen mit Leon den legendären Resident Evil 2 Plot Liner „Get down“ entgegen geworfen zu bekommen.
Ahhh! Genau sowas will ich. Dieses unbewusst wissende Grinsen… moment das kenn ich doch? Es mag vielleicht für den ein oder anderen aufgesetzt erscheinen, dennoch bleibt das Gefühl, dass es auf eine sympathische Weise passen tut und zu keiner Zeit stört.
Doch nicht nur Freunde der „PlayStation Trilogie“ werden bei Degeneration bedient.
So arbeitet Leon erneut mit Ingrid Hunnigan [Resident Evil 4] zusammen.
Auch der versetzte Spin Off Übergang WilPharma [Degeneration] > Tricell [Degeneration, Resident Evil 5 Spiel] > Tricell & Resident Evil 5 [Spiel] ist grundsätzlich als äußerst gelungen anzusehen.
Es sind eben jene kleinen fannischen Versatzstücke, welche dem Streifen einen zusätzlichen Charme Bonus aufdrücken.
Schwächeln tut der 2008 erschienene Degeneration besonderst an zwei Stellen. Da haben wir an erster Stelle einige seltsame Plotlöcher, welche seitens des Drehbuchschreibers Shotaro Suga, definitiv besser gelöst werden hätten können.
Es kommt z.b. etwas seltsam, wie am Anfang des Streifens plötzlich ein Zombie auftauchen kann obwohl der eigentliche Ausbruch offensichtlich erst mit der Infektion an Bord des Flugzeugs startete.
Hier könnte man gleich erneut ansetzen und hinterfragen… warum? wieso? Dennoch bleiben Schreiber und Macher dem Zuschauer hier eine Antwort schuldig.
Da entsteht durchaus gelegentlich der Eindruck… jetzt müssen wir mal der Geschichte nen Arschtritt verpassen, dezent ablenken sonst kommen wir gar nicht mehr zum Punkt.
Auch die grundsätzlich sehr gelungene CG Animation [Digital Frontier] von Degeneration, wirkt in manchen Stellen etwas steif und schwach. Diese qualitativen Unterschiede fallen besonderst im direkten Vergleich Charaktere Helle [nicht so toll] vs. Dunkle [nahezu toll] Szenerien auf.
Etwas mehr Feingefühl meine Damen und Herren von Digital Frontier… ich will mich zwar nicht aus dem Fenster beugen, aber das hatte schon Final Fantasy The Spirits Within [2001!] teilweise besser drauf.
Unsere Protagonisten Claire und Leon wurden vom Aussehen her gut getroffen. Besonderst bei Leon könnte man meinen, er sei frisch von seinem Resident Evil 4 Abenteuer in Degeneration gesprungen. Claire bekam auch ein passendes Äußeres, welches aber leider keine aktuelle Game Grundlage bot. So kann hier nicht wirklich optimal ein Urteil gefällt werden.
Das Kreaturen Design hingegen, welches sich in diesem Streifen auf diverse Zombies und eine G-Virus Mutation beschränkt ist in meinen Augen gelungen und fein designed. Besonderst letztere ist ein ganz besonderer Hingugger.
Die Atmossphäre von Resident Evil Degeneration, borgt man sich derweil beim Klassiker Resident Evil 2. Regisseur Makoto Kamiya setzt auf vordergründige Action und lässt die drückende Spannung des Erstlings nahezu außen vor.
Besonderst ab der zweiten Hälfte des Streifens [als Claire ins WilPharma Gebäude gelangt], fühlt man sich unweigerlich in das berühmte Spielszenario versetzt. Dies wird durch den ganzen Aufbau von WilPharma und die Apparaturen zusätzlich verstärkt.
Auch die Charakterkonstellationen und die darum verwobenen Geschichten und Schicksale sind für Resident Evil ansich glaubhaft und interessant erzählt. Es macht einfach Spass dem Plot trotz einiger Schwächen zu folgen. Zudem das sehr gelungene Crossover am Ende des Streifens einen weiteren starken Vorteil bildet.
Das Versprechen der Macher wurde nahezu komplett eingehalten und bietet dem Fan des Spiel Universums, eine unterhaltsame Zeit vor dem heimischen TV.
Hätten die Macher zumindest auf der Plot Ebene eine noch tiefere Brücke von Resident Evil 4 über Degeneration hin zu Resident Evil 5 geschlagen, wäre ein perfektes Resi Spin Off entstanden.
Somit darf sich Resident Evil Degeneration dennoch als lohnens und sehenswerte Erweiterung für den heimischen virulenten Bio Hazard Schrein bezeichnen.